Ludwigshafen. Die Ludwigshafener Gräfenau-Schule ist nur ein Beispiel von vielen: Etliche Schülerinnen und Schüler müssen die Klasse wiederholen.

Die Situation an der Gräfenauschule im pfälzischen Ludwigshafen ist ein Beispiel für die Grenzen der Integrationsleistung im Lande: Von 147 Erstklässlern werden 44 wohl die Klasse wiederholen müssen, wie Rektorin Barbara Mächtle am Mittwoch bestätigte. Sie haben – zumeist mangels Sprachkenntnissen – die Lernziele nicht erreichen können. Die Schule ist im Hemshof angesiedelt, einem sogenannten Brennpunkt- oder Problemviertel mit sehr hohem Ausländer- und Migrantenanteil unter den Bewohnern und unter den Schülerinnen und Schülern.

Lesen Sie auch: Jung und abgehängt: Bildungspolitik versagt auf ganzer Linie

Die Lage hat sich keinen Deut verbessert

Die Situation in der zweitgrößten Stadt in Rheinland-Pfalz (ca. 174.000 Einwohner) hatte schon im vergangenen Jahr überregional für Aufsehen gesorgt. Damals mussten 39 der 126 Erstklässler das Schuljahr wiederholen. Die Probleme seien die gleichen, sagte Mächtle. „Oft sprechen die Kinder schlecht Deutsch oder kommen aus bildungsfernen Familien – wie an vielen anderen Schulen in Ludwigshafen auch. Und es gibt das Problem, Strukturen des Schulalltages anzunehmen, was nach einem kurzen Kita-Besuch vielen Kindern sehr schwerfällt.“

Auch interessant

Ohne massive Sprachförderung ist es nicht zu schaffen

Die Rektorin betonte, es sei innerhalb der vergangenen Monate einiges passiert. „Es gab durchaus gute Angebote, zum Beispiel unterstützen Studenten der Universität Landau die Lehrkräfte der ersten Klassen in den ersten sechs Wochen nach den Sommerferien.“ Zudem bekamen die Leitungen der Grundschulen in Ludwigshafen ein Gesprächsangebot bei der Landesregierung in Mainz. „All das löst jedoch das Problem der Sprachförderung nicht. Hier benötigen wir dringend andere Lösungen, etwa Sprachförderlehrkräfte oder Sprachkurse, die dem Schulbesuch vorgeschaltet sind. Das ist in anderen Bundesländern auch so.“ Fakt ist auch: Scheitert der Einstieg ins Schulleben, dann sind oft Lebensläufe negativ vorgezeichnet.

Ein Beispiel aus Gelsenkirchen: Wie es ist, das einzige deutsche Kind in einer Klasse zu sein (Bezahlinhalt)

Die Berichte der Rektorin decken sich mit den Klagen vieler Lehrkräfte bundesweit, die zunehmend mit derartigen Schwierigkeiten zu kämpfen haben: In einigen Regionen des Landes gibt es Klassen, in denen kaum noch ein Kind Deutsch als Muttersprache gelernt hat.

Auch interessant

Damit die Schülerinnen und Schüler überhaupt eine Chance haben, den Lernstoff zu bewältigen, brauchen sie gezielten Förderunterricht – der aufgrund des anhaltenden Lehrermangels oft nicht angeboten werden kann. Ludwigshafen ist eigentlich überall. Letztlich helfen könnte nur eine bundesweite massive Personalaufstockung – oder eine Entzerrung der Situation durch eine bessere Verteilung der Schülerinnen und Schüler. (ftg/dpa)